Theater-Chronik
Seit 1. Januar 1946 vergeht in Oedheim kein Neujahr-Tag ohne Theater-Premiere.
Damit blickt das Kolpingtheater Oedheim unter den Amateurgruppen im Heilbronner Umland auf die längste Bühnenerfahrung zurück.
Amateurtheater gab es in Oedheim bereits vor dem Nazi-Regime, das die Aktivitäten des 1912 gegründeten „Katholischen Jünglingvereins“ verbot. Doch nach der Befreiung wurde die Tradition ohne Zögern wieder aufgenommen und bislang ohne Unterbrechung fortgeführt. Mit der Premiere an Neujahr beginnt die jährliche Spielzeit mit min. 9 Vorstellungen an den Januarwochenenden, zu denen insgesamt je nach Popularität der Stücke zwischen 2800 und 3500 Besucher kommen. Dabei ist die Oedheimer Bühne nicht auf Stücke angewiesen, die man vom Boulevardtheater gewohnt ist, und kann sich bei der Auswahl auf ernst zu nehmende Theaterliteratur beschränken.
Abwechselnd werden tragische Schauspiele und Komödien inszeniert. Zurückgreifen kann die Spielleitung mittlerweile auf eine große Anzahl theatererfahrener Oedheimer.
Deshalb war es auch bei einem Nestroy-Stück im Jahre 2006 und bei Macbeth 2007 für die Verantwortlichen zwar eine schwierige, aber lösbare Aufgabe, jeweils weit mehr als 20 Sprechrollen passend zu besetzen. Um weitere Tätigkeiten (Bühne, Technik, Kostüme etc.) kümmern sich ca. 25 Mitglieder, die je nach Bedarf durch Helfergruppen aus der Kolpingsfamilie Oedheim unterstützt werden.
Wie wichtig das Kolpingtheater Oedheim als kultureller Beitrag zu sehen ist, zeigt die kontinuierliche Arbeit seit sieben Jahrzehnten. Jedes Jahr nehmen die Mitwirkenden dafür den zusätzlichen Stress in der Advents- und Weihnachtszeit in Kauf und verzichten im Januar auf den Ski-Urlaub.
Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, mit welcher Einsatzfreude in den letzten Tagen vor der Premiere bis tief in die Nacht geprobt wird, wie dann noch nebenbei die Bühne und das Zuschauerpodest in Oedheims guter Stube, der Kochana aufgebaut wird. Da geht alles Hand in Hand, wie man es von einer funktionierenden Gemeinschaft eben erwarten darf. Theater spielen in Oedheim alle Generationen.
Honoriert wurden die Aktivitäten mit:
Ehrenmaske des Amateur-Theaterverbandes
Baden-Württemberg (1995)
Ehren-Kilian (2003)
Hubert Mosthaf bei der Entgegennahmedes Preises über die Motivation der Kolping-Theatergruppe: „Sie will nicht nur aufheitern, weil die Realität, das Sein doch selbst so problematisch ist, nein, sie will immer wieder auch Anstöße vermitteln, dieses unfertige Sein zu verbessern.“
August 2018